Neapolitanische Schule

Neapolitanische Schule
Neapolitanische Schule,
 
Gruppe in Neapel tätiger oder dort ausgebildeter Komponisten im 17./18. Jahrhundert Als ihr Begründer gilt F. Provenzale, ihr erster führender Meister war A. Scarlatti. Die Neapolitanische Schule entwickelte besonders die Gattung der Oper in ihren drei Typen, der Opera seria, Opera buffa und Opera semiseria. Der Einfluss der von P. Metastasio eingeführten Neuerungen zeigt sich u. a. in der Beschränkung der Personen auf sechs Darsteller und in der Orientierung der Libretti an klassischen Stoffen. Erstmals wurde die Oper durch eine dreiteilige Sinfonia als Ouvertüre eingeleitet und umfasste drei Akte. Zur Regel erhoben wurde ferner die Gliederung in eine Folge von die Handlung weiterführenden Rezitativen und Da-capo-Arien, die der Zustandsschilderung und dem Ausdruck von Affekten dienten. Die sangliche Melodik (»Belcanto«) und die Gesangsvirtuosität (der Primadonnen und Kastraten) standen dabei im Vordergrund, die Satztechnik war im Wesentlichen homophon. Ein besonderer Schwerpunkt der Neapolitanischen Schule lag bei der Ausformung der Opera buffa (G. B. Pergolesi), als deren Vorstufe die musikalische Komödie in venezianischem Dialekt und die Intermezzi der Opera seria gelten. Im Anschluss an das Kantatenschaffen von Scarlatti wurde in der Neapolitanischen Schule auch die Kirchenmusik sowohl in konzertantem (z. B. Pergolesi) als auch in streng kontrapunktischem Stil (z. B. F. Durante und L. Leo) gepflegt. Weitere bekannte Vertreter waren u. a. N. Porpora, L. Vinci, N. Jommelli, N. Piccinni, T. Traetta, G. Paisiello und D. Cimarosa. Die Neapolitanische Schule wirkte u. a. auf C. H. Graun, J. A. Hasse, G. F. Händel, C. W. Gluck, der sie in seinen Reformopern zugleich überwand, und W. A. Mozart, in dessen klassische Opernsynthese sie als Element einging. Aus der dreiteiligen Einleitungssinfonia entwickelte sich die Sinfonie.

Universal-Lexikon. 2012.

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